Bedarfe, Bildung und Beratung von Familien und Fachpraxis

Hintergrund und gesellschaftliche Relevanz

Familie ist für die meisten Menschen das Wichtigste im Leben. Zugleich bringt das Zusammenleben als Familie aber auch immer neue Fragen, Aufgaben und Herausforderungen. Es ist geprägt durch den gesellschaftlichen Wandel: die Individualisierung von Lebensentwürfen, die Pluralisierung von Familienformen, die zunehmende Multilokalität von Familien sowie strukturelle Zwänge aufgrund der multiplen Anforderungen hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Verstärkt werden die Herausforderungen des Familienlebens durch sich wandelnde Rollenerwartungen, Familienleitbilder und eine Pädagogisierung der Elternschaft.

Teil einer Familie zu sein, heißt auch eingebettet zu sein in ein dynamisches innerfamiliales Beziehungsgeflecht. So erfordert das Familienleben permanente Anpassungs- und Herstellungsleistungen von allen Familienmitgliedern im Sinne eines Doing Family, akzeleriert durch teils parallel stattfindende Übergänge im Lebenslauf und das Eintreten kritischer Lebensereignisse.

Elternwerden, Elternsein und die Gestaltung von Familienleben sind also mit großen Anforderungen verbunden, welche zum einen von den vorherrschenden gesellschaftlichen Werten und Normen geprägt, aber auch von persönlichen Zielsetzungen und Vorstellungen bestimmt sind. Vor diesem Hintergrund haben Familien je nach Lebenslage, Familienphase und Familiensituation vielfältige Fragen und Bedarfe.

Damit aus zunächst kleinen Belastungen keine gravierenden Problematiken erwachsen, zählen neben Zeit, Geld und Infrastruktur präventive Informations-, Beratungs- und Austauschangebote – etwa im Rahmen der Eltern- und Familienbildung – zu den bedeutsamen familienpolitischen Maßnahmen. Bedarfsgerechte, wirksame Angebote der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Erwachsenenbildung sind somit von hoher gesellschaftlicher Relevanz. Um entsprechende evidenzbasierte Konzepte erarbeiten, Förderprogramme konzipieren und ein niedrigschwelliges, passgenaues und effizientes Gesamtangebot zur Unterstützung und Beratung von allen an Familie Beteiligten bereitstellen zu können, bedarf es eines beständigen wechselseitigen Austausches und einer engen Zusammenarbeit von Wissenschaft, Praxis und Politik.

Themen und Fragestellungen

Im Forschungsbereich Bedarfe, Bildung und Beratung von Familien und Fachpraxis stehen zum einen die Ressourcen und Bedarfe von Familien im Fokus: Welche Strategien und Ressourcen setzen Eltern ein, um Familienleben gelingend zu gestalten und ihren Kindern ein gesundes Aufwachsen sowie eine gute Entwicklung zu ermöglichen? Welche spezifischen Bedarfe ergeben sich je nach Familienphase, Familiensituation und Lebenslage? Und was brauchen Eltern, wenn ihre eigenen Handlungs- und Copingstrategien überfordert sind?

Zum anderen wird analysiert und reflektiert, wie, durch wen und womit Familien sowohl präventiv als auch bei vorhandenen Belastungen unterstützt und gestärkt werden können: Zu welchen Themen, mit welchen Methoden und durch welche Zugänge kann die Fachpraxis Eltern nachhaltig unterstützen? Welche Rahmenbedingungen und Ressourcen sind notwendig, damit die Fachpraxis ihrem gesetzlichen Auftrag und ihrem professionellen Anspruch gleichermaßen gerecht wird? Wie müssen sich soziale Einrichtungen angesichts des gesellschaftlichen Wandels weiterentwickeln? Und durch welche konzeptionellen und methodischen Ansätze kann der Transfer zwischen Theorie und Praxis gestaltet und ausgebaut werden?

Dieser Forschungsbereich fokussiert somit Familien und ihre Bedarfe sowie deren Bildung und Beratung durch die Fachpraxis; präventive Ansätze der Eltern- und Familienbildung sind dabei von besonderer Bedeutung. So stellen die Weiterentwicklung kommunaler Jugendhilfe-Strukturen, das Thema Digitalisierung und die Integration von Familien mit Migrationshintergrund zentrale Inhalte des Forschungsbereiches dar.

Forschung und Transfer

Die Arbeitsweisen und Leistungen in diesem Forschungsbereich sind dreierlei:

  1. Es werden anwendungsorientierte Forschungsprojekte durchgeführt, deren Erkenntnisse lösungsorientiert in die Praxis überführt werden. Dies umfasst Forschung zu Herausforderungen der Praxis, wissenschaftliche Begleitung und Evaluation von familienbezogenen Maßnahmen, Modell- und Praxisprojekten.
  2. Es wird Grundlagenforschung betrieben, um neues Wissen zu generieren und sich diesem theoretisch-konzeptionell, methodisch-methodologisch, empirisch oder praxisreflexiv zu nähern.
  3. Es erfolgt ein Forschung-Praxis-Transfer in Form von Politik- und Praxisberatung, z.B. die Beratung familienpolitischer Akteure.

Je nach Fragestellung werden quantitative oder qualitative Forschungsmethoden eingesetzt; zudem kommen erwachsenenbildnerische – partizipatorische und gestaltungs-orientierte – Methoden zum Einsatz. Um mittels Methodentriangulation verschiedene Aspekte und Dimensionen erfassen zu können, werden in diesem Forschungsbereich häufig Mixed-Methods-Ansätze gewählt.

Für die unterschiedlichen Zielgruppen dieses Bereichs – Fachpraxis, Politik und Scientific Community – werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse adäquat aufbereitet; die Verbreitung und der Transfer erfolgen im Rahmen von Organisationsberatung, mittels intra- und interdisziplinären Veranstaltungen wie Kongresse, Fortbildungen und Workshops sowie in Form von Vorträgen und Publikationen.

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