Geflüchtete Familien in der Familienbildung – Chancen und Bedarfe

Das Forschungsprojekt befasst sich mit der Frage, wie Familienbildung geflüchtete Familien mit ihren Angeboten erreichen und unterstützen kann. Hierzu werden die Bedürfnisse nach Fortbildung von Fachkräften in der Familienbildung ermittelt, geeignete Fachveranstaltungen organisiert und eine praxisbezogene Handreichung erarbeitet.

Fragestellung und Zielsetzung

Präventive Angebote der Eltern- und Familienbildung adressieren gemäß § 16 SGB VIII alle Familien – und somit auch Familien, die nach Deutschland geflüchtet sind. Deren Integration ist eine wichtige und gesamtgesellschaftliche Aufgabe. In diesem Kontext geht es nicht allein darum, Eltern und Kindern Sprachkurse anzubieten und ihnen Wissen über die gesellschaftlichen und (sozial-)rechtlichen Strukturen in Deutschland zur Verfügung zu stellen, sondern auch um alltagspraktische Unterstützung, um die Stärkung der familialen Ressourcen und um die Schaffung von Möglichkeiten zum gegenseitigen Kennenlernen.

Aufgrund ihrer Konzeption kann Familienbildung bei diesen Aufgaben einen wertvollen Beitrag leisten: Sie adressiert die ganze Familie, vermittelt Alltagskompetenzen und eröffnet Gelegenheitsstrukturen für Austausch, Information und Vernetzung. Darüber hinaus können Angebote der Familienbildung eine Reflexion von und eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen familienbezogenen und erzieherischen Werten unterstützen und Orientierung anbieten. Familienbildende Angebote mit ihrem primärpräventiven Ansatz haben auch mit Blick auf langfristige Teilhabe- und Zukunftschancen großes Potenzial.

Für viele Fachkräfte und Institutionen der Familienbildung stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage, wie es ganz konkret gelingen kann, die eigene Arbeit stärker interkulturell auszurichten, geflüchtete Familien aus unterschiedlichen Herkunftsländern mit familienbildenden Angeboten anzusprechen und geeignete, niedrigschwellige Zugänge zu eröffnen. Die Zuständigkeits- und Verantwortungsbereiche der Fachkräfte im Rahmen des § 16 SGB VIII sollen dabei nicht aus dem Blick geraten.

Zur Unterstützung der Fachkräfte werden im Rahmen des Projekts folgende Maßnahmen umgesetzt:

  • Erfassung des Fortbildungsbedarfs bei Fachkräften der Eltern- und Familienbildung zum Thema Familienbildung mit Geflüchteten und Konzeption, Organisation und Durchführung entsprechender Fortbildungsveranstaltungen.
  • Erstellung einer Handreichung mit gelingenden Ansätzen und Konzepten der Familienbildung mit Empfehlungen für die Praxis.

Projektverlauf

Konzeption und Durchführung von Fortbildungen

Der Fortbildungsbedarf bei den Fachkräften in der Eltern- und Familienbildung wurde in einer telefonischen Befragung im ersten Halbjahr 2016 erhoben. Es wurden leitfadengestützte Expertengespräche mit Fachkräften der Familienbildung und der Flüchtlingsarbeit geführt. Darüber hinaus erfolgten eine Internetrecherche aktueller Fortbildungskonzepte und -veranstaltungen sowie eine Auswertung der entsprechenden Fachliteratur.

Auf Basis der ausgewerteten Ergebnisse wurden Fortbildungsveranstaltungen konzipiert, die zwischen November 2016 und Februar 2017 an drei Terminen in Nürnberg, Augsburg und München stattfanden. Die Rückmeldungen der insgesamt rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren außerordentlich positiv.

Erstellung einer Handreichung

Für die konzeptionelle Entwicklung einer Handreichung wurden in einem iterativen Prozess unterschiedliche Erhebungs- und Analysemethoden kombiniert: Es fand zunächst eine breit angelegte Literatur- und Internetrecherche zum Themenbereich Migration, Asyl und Flucht sowie zur sozialen Arbeit im Migrationskontext statt. Mit Hilfe einer Online-Erhebung konnte ein erster Überblick über vorhandene Aktivitäten der Familienbildung für geflüchtete Familien in bayerischen Kommunen gewonnen werden. Der Adressatenkreis umfasste sowohl Verantwortliche für Familienbildung in den Jugendämtern als auch Fachkräfte in Familienbildungsstätten, Familienstützpunkten sowie Mütter- und Familienzentren in Bayern. Auf Basis dieser Daten wurden in einer zweiten Erhebungsphase weitergehende Informationen zu ausgewählten Ansätzen und Angeboten erhoben. Parallel dazu wurden die Ergebnisse der Bedarfsanalyse für die Konzeption der Fortbildungsveranstaltungen durch weitere Experteninterviews mit Fachkräften der Familienbildung und Flüchtlingsarbeit ergänzt. Die Informationen und Ergebnisse aus den verschiedenen Quellen bilden die Basis für eine Handreichung zum Thema geflüchtete Familien in der Familienbildung. In dieser werden grundlegende Informationen zu Flucht und Asyl gegeben, der Umgang mit traumatisierten Menschen behandelt und Ansatzpunkte für eine interkulturell sensible und diversitätsbewusste Familienbildung dargestellt. Ein besonderer Fokus liegt dabei stets auf der Praxisrelevanz. So werden Beispiele für gelungene Zugänge zur Zielgruppe sowie Angebote guter Praxis vorgestellt und Impulse für die eigene Umsetzung gegeben. nach oben

Teaser Gefluechtete Familien
Projektinfo

Das Projekt wird durch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales gefördert

Laufzeit: 01/2016 bis 12/2018

Projektteam: Dipl.-Psych. Pia Bergold, Dipl.-Soz. Doris Lüken-Klaßen, Dr. Birgit Mayer-Lewis, Dipl.-Soz. Regina Neumann, Dipl.-Soz. Annika Rinklake, Dipl.-Soz. Harald Rost, Dr. Adelheid Smolka

Ansprechpersonen: Dipl.-Soz. Doris Lüken-Klaßen, Dipl.-Soz. Regina Neumann

Fachtage

Fachtag "Geflüchtete Familien. Herausforderungen und Perspektiven für die Familienbildung"
am 29. November 2016 in Nürnberg,
am 8. Februar 2017 in Augsburg und
am 21. Februar 2017 in München.

Zur Dokumentation