Familiengerechte Universität Bamberg

Das Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg hat im Rahmen seines Work-Life-Balance Projekts bereits im Jahr 2003 eine Bestands- und Bedarfsanalyse bei den Beschäftigten und Studierenden der Otto-Friedrich Universität Bamberg durchgeführt und Maßnahmen zur der Verbesserung der Familienfreundlichkeit empfohlen. Die Universitätsleitung hat darauf hin die Zertifizierung angestrebt und seit 22. November 2005 hat der Audit-Rat der Beruf & Familie GmbH die Universität Bamberg mit dem Grundzertifikat zum Audit Familiengerechte Hochschule ausgezeichnet. Im Rahmen des Zertifizierungsprozesses wurde vom ifb erneut eine Erhebung zum Bedarf an Kinderbetreuung an der Otto-Friedrich Universität Bamberg durchgeführt.

Gegenstand der Untersuchung

Die Problematik der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist seit langem auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen erkannt und steht immer wieder in der öffentlichen Diskussion. Die Familienpolitik versucht mit Maßnahmen wie dem Bundeserziehungsgeldgesetz und dem Ausbau der institutionellen Kinderbetreuung den Familien die Lösung zu erleichtern. Die Wirtschaft hat sich diesem Thema mittlerweile ebenfalls angenommen und immer mehr Unternehmen erkennen den Nutzen eines "familienfreundlichen" Betriebes. Dagegen ist die Vereinbarkeit von Familie und Ausbildung noch weitgehend unerforscht und unbeachtet. Zwar ist nach wie vor für viele junge Menschen der Einstieg in den Beruf eine wichtige Voraussetzung für die Familiengründung, doch insbesondere diejenigen, die lange Ausbildungszeiten auf sich nehmen und eine hohe berufliche Qualifikation anstreben, leiden häufig unter der mangelnden Vereinbarkeit von Familie und Ausbildung. Häufig wird in diesem Zusammenhang auch auf die demographische Entwicklung und die hohe Kinderlosigkeit bei Akademikerinnen hingewiesen. Aus der Familienforschung ist bekannt, dass endgültige Kinderlosigkeit oftmals aus einem ständigen zeitlichen Aufschub des Kinderwunsches resultiert.

Vor diesem Hintergrund haben nun auch die deutschen Hochschulen begonnen, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen und die gemeinnützige Hertie-Stiftung hat das "Audit Familiengerechte Hochschule" entwickelt: Sein Ziel ist es, eine tragfähige Balance zwischen den betrieblichen Interessen der Hochschule und den familiären Interessen ihrer Beschäftigten und Studierenden zu erreichen und dies langfristig in den Hochschulen zu verankern.

Methodisches Vorgehen

Zielgruppe der Bedarfserhebung waren alle Mitarbeiter bzw. studierenden Eltern der Universität Bamberg, die minderjährige Kinder zu betreuen haben. Da bislang keine Informationen über die Anzahl der Kinder bei den Beschäftigten und Studierenden vorliegen und somit die Grundgesamtheit nicht bekannt ist, wurden alle 781 Mitarbeiter und 8.496 Studierenden der Universität Bamberg (am Stichtag) über ihre E-Mail Adresse angeschrieben und auf die Befragung hingewiesen.

Die Erhebung über den Bedarf an Kinderbetreuung an der Otto-Friedrich Universität Bamberg wurde mittels einer standardisierten Online-Befragung vom Bamberger Centrum für Europäische Studien (BACES) zwischen 31. Mai und 30. Juni 2006 durchgeführt. Insgesamt nahmen 178 Personen an der Befragung teil, davon 81 (45,5%) studierende Eltern und 97 (54,5%) Beschäftigte der Universität Bamberg.

Ausgewählte Ergebnisse

Die Befragung zeigt, dass die Angehörigen der Otto-Friedrich Universität Bamberg insgesamt großes Interesse an einer "hauseigenen" Kinderbetreuung haben: 72% der Befragten würden Angebote zur Kinderbetreuung an der Universität Bamberg in Anspruch nehmen. Differenziert man dieses Ergebnis nach den beiden Zielgruppen, so zeigt sich, dass knapp zwei Drittel der befragten Mitarbeiter Interesse an Kinderbetreuungsangeboten von Seiten der Universität haben und 79% der studierenden Eltern universitäre Angebote nutzen würden.Interesse an Kinderbetreuungsangeboten von Seiten der Universität

Großer Bedarf besteht vor allem an einer Ferienbetreuung (47%). Hilfe bei der Vermittlung privater Kinderbetreuung wünschen sich 29% der Befragten, des weiteren scheint eine Kinderbetreuung in den Abendstunden für knapp 1/3 der Befragten hilfreich zu sein.

Insgesamt 86 Eltern würden ein Kinderkrippenangebot nutzen und 65 einen Kindergarten. Davon würden 33 befragte Eltern einen Ganztagskindergarten (zwischen 5 und 8 Stunden) in Anspruch nehmen und für 31 Eltern wäre eine Kinderkrippe (zwischen 3 und 6 Stunden) für die Vormittagsstunden hilfreich. Eine Ganztagskinderkrippe wünschen sich 29 der befragten Eltern.

Die vielen offenen Antworten machen deutlich, dass es den Befragten vor allem um ein flexibel organisiertes Betreuungsangebot hinsichtlich Bring- und Abholzeiten oder in Form einer "Stundenbuchung" zu Beginn des Semesters geht.

Als sehr hilfreich wird weiterhin eine Art Notfallbetreuung angesehen, die den Eltern die Möglichkeit bietet, die Kinder in Ausnahmefällen in einer Betreuungseinrichtung unterzubringen.nach oben

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Projektinfo

Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen.

Laufzeit: 01/2005 bis 12/2007

Projektleitung: Dipl.-Soz. Harald Rost

Projektbearbeitung: Dipl.-Soz. Harald Rost, Sabine Franke

Veröffentlichungen

Harald Rost & Sabine Franke: Bedarf an Kinderbetreuung an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Ergebnisse der Bedarfserhebung unter den studierenden Eltern und Mitarbeiten. Bamberg: Staatsinstitut für Familienforschung, ifb-Materialen 7-2006.