Familienbezogenes Einkommensmonitoring

Mit dem familienbezogenen Einkommensmonitoring wurde ein Instrument entwickelt, welches die Einkommenssituation von Familien, differenziert nach unterschiedlichen Familienstrukturen und verschiedenen Familienphasen, und die Veränderung der Einkommen dauerhaft beobachten und analysieren kann. Eine weitergehende Zielsetzung ist die Nutzung dieses Instruments als Basis für die Simulation der Auswirkungen sozial- und insbesondere familienpolitischer Maßnahmen auf die Einkommenssituation von Familien.

Gegenstand der Untersuchung

Das Projekt besteht aus zwei Teilstudien. Die erste Studie "Familienbezogenes Einkommensmonitoring - Konzepte und Daten" wurde Anfang des Jahres 2004 abgeschlossen. In einem Anschlussprojekt wurde aufbauend auf diesen Vorarbeiten ein Simulationsmodell entwickelt, mit dem die Wirksamkeit ausgewählter familienpolitischer Maßnahmen analysiert werden kann.

Familienbezogenes Einkommensmonitoring - Konzepte und Daten

Im Rahmen dieses Projektes wurde zunächst ein systematischer Überblick über theoretische und methodische Fragen und Voraussetzungen für ein familienorientiertes Einkommensmonitoring erarbeitet. Aufbauend auf eine grundlegende Diskussion geeigneter und umfassender Einkommenskonzepte wurde insbesondere auf die Problematik von Äquivalenzskalen eingegangen, mittels derer die Einkommen von Haushalten unterschiedlicher Größe vergleichbar gemacht werden können. Anschließend wurden die in Deutschland für Einkommensanalysen geeigneten Datensätze vorgestellt und Unterschiede in der Erhebung von Einkommen herausgearbeitet.

Als Datengrundlagen für ein familienbezogenes Einkommensmonitoring kommen die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) und das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) in Frage. Beide Datensätze bieten die Möglichkeit einer differenzierten Analyse von Einkommenskomponenten auf verschiedenen Ebenen.

Die EVS dürfte zu einer genaueren Erfassung der Einkommen führen. Allerdings ist der Einfluss des Quotenverfahrens der Stichprobe auf die Ergebnisse noch weitgehend ungeklärt. Das SOEP hingegen ist eine Zufallsstichprobe, so dass Ausfallprozesse kontrolliert und inferenzstatistische Aussagen getroffen werden können. Vergleichende Analysen haben zudem gezeigt, dass die Unterschiede zwischen SOEP und EVS zu vernachlässigen sind, wenn Phänomene der Einkommensverteilung und -struktur analysiert werden.

Für die EVS spricht der Stichprobenumfang, der den des SOEP deutlich übersteigt. Allerdings sind mit dem SOEP differenziertere Analysen - zum Beispiel nach verschiedenen Familientypen (z.B. Alleinerziehende, Nichteheliche Lebensgemeinschaften mit oder ohne Kinder, Familien mit verheirateten Eltern) - möglich.

Entwicklung eines Simulationsmodells

Das Ziel, die Lebenssituation und die finanzielle Lage der Familien zu verbessern, wird mit verschiedenen familienpolitischen Maßnahmen verfolgt. Beispielsweise sind hier die Reform des Einkommenssteuerrechts, die Erhöhung des Kindergeldes sowie Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu nennen. Dabei sind Maßnahmen zur Erhöhung der verfügbaren Einkommen durch geringere Steuerbelastung und höhere Transferzahlungen (Steuerreform, Kindergeld) zu unterscheiden von der Verbesserung der Möglichkeiten eigener Erwerbstätigkeit (flexible Arbeitszeiten, institutionelle Kinderbetreuung etc.).

Die Wirkungen solcher Maßnahmen auf die Einkommensverteilung und die Anreizstruktur verschiedener Familienformen sind allerdings sehr komplex und auf den ersten Blick oft nicht erkennbar.

Zielsetzung des Folgeprojekts war es daher, ein Simulationsmodell zu entwickeln, mit dem die Wirksamkeit ausgewählter Maßnahmen im Hinblick auf unterschiedliche Familienformen analysiert werden kann, um die Effekte bzw. Effektivität solcher Maßnahmen differenzierter und präziser bestimmen zu können. Hierzu ist es erforderlich, das komplexe Bedingungsgefüge moderner Familienhaushalte zu modellieren.

Im Rahmen des Projektes wurde exemplarisch ein Modell entwickelt, mit dem die Strukturen des Bundes- bzw. der Ländererziehungsgeldgesetze erfasst werden (vgl. Schwarze und Grabka 2005). Anschließend wurde die Güte des Modells getestet: Wie genau treffen die simulierten Werte die von den Befragten gemachten Angaben? Nachdem sich die Güte dieses Modells als ausreichend erwiesen hat, steht das Modell nun für die Berechnungen konkreter Reformalternativen zur Verfügung. Beispielsweise könnten verschiedene Parameter des Bundeserziehungsgeldgesetzes oder des bayerischen Landeserziehungsgeldgesetzes variiert und die Auswirkungen auf die Einkommensverteilung der Familien analysiert werden. Zu denken wäre hier z.B. an eine Ausweitung oder Einschränkung des Kreises der Anspruchsberechtigten.

Konkret wurde das Simulationsmodell genutzt, um die Kosten eines lohnersatzbezogenen Erziehungsgelds zu schätzen. Die Ergebnisse zeigen, dass ca. 60% der anspruchsberechtigten Mütter vor der Geburt erwerbstätig waren. Die Simulation ergibt einen monatlichen Gesamtaufwand von rund 470 Millionen Euro.nach oben

Projektinfo

Eigenprojekt; gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen.

Laufzeit: 03/2003 bis 12/2005

Projektleitung: Dipl.-Soz. Harld Rost, Prof. Dr. Johannes Schwarze

Projektbearbeitung: Prof. Dr. Johannes Schwarze, Dipl.-Soz. Marco Härpfer

Veröffentlichungen

Johannes Schwarze: Familienbezogenes Einkommensmonitoring. Konzepte und Daten. Bamberg: Staatsinstitut für Familienforschung, ifb-Materialien 8-2003.

Johannes Schwarze und Marco Härpfer: Erziehungsgeld als Lohnersatzleistung - Simulation der Kosten, in Vorbereitung.

Johannes Schwarze und Markus Grabka: Familienbezogenes Einkommensmonitoring - ein Simulationsmodell für familienpolitische Leistungen, in Vorbereitung.