Familienbildung im Aufbruch –
Begegnungen gestalten

Dokumentation des Fachtags vom 5. Juli 2018

Unter dem Motto „Familienbildung im Aufbruch – Begegnungen gestalten“ trafen sich 120 Fachkräfte der Familienbildung aus ganz Bayern in Nürnberg, um Impulse für die präventive Arbeit mit Familien zu erhalten und um sich auf fachlicher Ebene auszutauschen.

Ein zentrales Anliegen der Familienbildung ist es, den Austausch und die Vernetzung von Familien zu fördern. Die Frage, wie Begegnungen zwischen Eltern untereinander, auch aus verschiedenen Milieus, initiiert und gestaltet werden können, stand deshalb im Mittelpunkt des Fachtags „Familienbildung im Aufbruch – Begegnungen gestalten“ am 5. Juli 2018. Er bildete dabei den von Organisatorin Regina Neumann (ifb) gesteckten Rahmen, um sich fachlich auszutauschen, Erfahrungen zu teilen, Ideen zu diskutieren und schließlich voneinander zu lernen. Des Weiteren wurden die Fachkräfte dazu angeregt, ihre Begegnungen mit den Eltern in ihrer professionellen Arbeit zu reflektieren.

Wie Harald Rost, der stellvertretender Leiter des ifb, in seiner Begrüßung feststellte, war es bereits die fünfte Veranstaltung in der Reihe „Familienbildung in Aufbruch“, bei der sich erneut rund 120 Fachkräfte aus den bayerischen Jugendämtern und Familienstützpunkten in Nürnberg trafen. Der Fachtag fand im Rahmen des bayerischen Förderprogramms zur strukturellen Weiterentwicklung kommunaler Familienbildung und von Familienstützpunkten statt. Auch Robert Höcherl als Mit-Veranstalter und Vertreter des bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales freute sich in seiner Ansprache über die positive sowie äußerst dynamische Entwicklung der Familienbildung in Bayern.

Zwei Vorträge bildeten die Grundlage für fachliche Begegnungen am Nachmittag

Prof. Dr. Carsten Wippermann vom DELTA-Institut für Sozial- und Ökologieforschung veranschaulichte aus der Milieu-Perspektive, welche Vorstellungen einer „guten Mutter“ und eines „guten Vaters“ in der Gesellschaft vorherrschenden und sich, je nach Milieu, unterscheiden: Sie reichen vom Bild der „fürsorgenden Mama“ im Milieu der Traditionellen bis zur „Projekt-Profi Mama“ im Performer-Milieu; bei den Männern zeigen besonders die Väter vom Typ „Geldverdiener und Chef“ im Benachteiligten-Milieu und der postmaterielle „partizipierende Erzieher“ die Bandbreite an Elternrollen auf. Aus den verschiedenen Lebenssituationen und Erziehungsvorstellungen ergeben sich unterschiedliche Bedarfe von Eltern, welche der Familienbildung präsent sein müssen, um passgenaue Angebote für Eltern vorhalten zu können. Gleichzeitig zeichnen sich die Milieus durch zahlreiche soziale und kulturelle Ressourcen aus, an denen eine ressourcenorientierte Familienbildung ansetzen kann. Die materiell besser gestellten Milieus neigen zu einer „Abgrenzung nach unten“, was den Kontakt von Eltern unterschiedlicher Milieus erschwere, so Wippermann. Er betonte die Schlüsselrolle der Familienbildung als Ort der Begegnung vielfältiger Milieus, wenn die Zugänge passend gestaltet und die Begegnungen diversitätsbewusst begleitet werden.

Prof. Dr. Ute Müller-Giebeler teilte ihre Erkenntnisse aus einem Lehrforschungsprojekt zur professionellen Identität in der Familienbildung an der Technischen Hochschule Köln. Hierbei wurde das Verständnis von Professionalität in diesem facettenreichen Berufsprofil qualitativ untersucht. Um sowohl explizite als auch implizite Verständnisse von Professionalität sichtbar machen zu können, wurde zur Analyse die dokumentarische Methode angewandt. Auffallend war die mit der Diversität der Qualifikationsprofile korrespondierende Vielfalt der Tätigkeitsprofile – von der Kinderkrankenschwester bis zur Gymnasiallehrerin. Zudem konnten verschiedene Typen herausgearbeitet werden, die Professionalität vorwiegend an ihrer Sachkompetenz, Menschlichkeit, Lebenserfahrung oder ihrem Theoriewissen festmachen. In den Interviews zeigte sich, dass Familienbildnerinnen und Familienbildner darauf Wert legen, den Eltern mit einer wertschätzenden und anerkennenden Haltung zu begegnen. Gleichzeitig wurden aber auch Diskrepanzen deutlich, beispielsweise indem verschiedenen Elterngruppen Defizite zugeschrieben werden. Die Forschungsergebnisse zeigen auf, dass es sinnvoll wäre, Qualitätsmerkmale der Familienbildung zu erarbeiten. Dieser Ausarbeitungsprozess müsse differenzsensibel, bottom-up und unter Einbezug verschiedener Akteure aus Wissenschaft und Praxis geschehen, fasste Müller-Giebeler zusammen.

Wissenstransfer im World Café

Für die fachliche Begegnung am Nachmittag wurde das World Café dann als bewährte Konferenz- und Workshop-Methode genutzt, um die Impulse aus der Forschung in die Praxis zu übertragen und um der Fachdiskussion einen Rahmen zu bieten. In rund eineinhalb Stunden tauschten sich die Fachkräfte in drei Gesprächsrunden mit jeweils wechselnden Gesprächsbeteiligten aus.

Eines der beiden parallelen World Cafés widmete sich unter der Leitung von Doris Lüken-Klaßen (ifb) der Fragestellung, wie Familienbildung milieusensibel gestaltet werden kann. Sie lud die Teilnehmenden zunächst ein, ihre eigenen Vorstellungen einer guten Mutter, eines guten Vaters zu reflektieren, bevor überlegt wurde, wie Väter und Mütter dazu angeregt werden können, sich ihrer eigenen Elternbilder bewusst zu werden. In der dritten Runde wurden konkrete Ansätze entworfen, wie Familienbildung milieusensibel arbeiten kann.

Im zweiten World Café reflektierte eine Teilgruppe gemeinsam mit Regina Neumann (ifb) Professionalität in der Familienbildung. Ausgehend von der Selbstreflexion der eigenen Vorstellungen von guter Arbeit in der Familienbildung, diskutieren die Kleingruppen im Anschluss, mit welchen Erwartungen die Adressatinnen und Adressaten an die Fachkräfte herantreten und wie sie diesen begegnen. In Gesprächsrunde drei überlegten die Teilnehmenden in Anlehnung an die Forschungsergebnisse zur professionellen Identität, welche Stärken die unterschiedlichen „Professionalitäts-Typen“ aufweisen und wie diese im eigenen Team vertreten sind.

Familienbildung mit und durch Musik

Abschließend gab Musikpädagoge Michael Forster Impulse, wie musikalische Angebote als „Türöffner“ für Familienbildung fungieren und Barrieren abbauen können. Er aktivierte und animierte das Plenum mit einfachen Sprechversen, Klatsch-Rhythmen, Gesang und Klavierbegleitung. Durch die Mitmach-Aktion konnten die Teilnehmenden selbst die verbindende Kraft der Musik erleben und hatten sichtlich Spaß an diesem außergewöhnlichen Tagungsabschluss.

Das Ziel der Veranstaltung war es, ein abwechslungsreiches Programm im Wechselspiel wissenschaftlicher Beiträge und interaktiver Elemente sowie die Zeit für fachliche Begegnungen anzubieten. Die durchweg positive Bewertung des Fachtags per Feedbackbögen zeigte, dass damit die Erwartungen der Fachkräfte an einen solchen Fachtag umfänglich erfüllt wurden.

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Teaser Familienstuetzpunkt
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