Kooperation im internationalen transPARENT-Network

Die Forschungsergebnisse der letzten Jahre im Bereich der innerfamilialen Arbeitsteilung haben gezeigt, dass sich die Aufteilung von Erwerbsarbeit, Hausarbeit und Kinderbetreuung mit der Geburt des ersten Kindes verändert. Obwohl sich immer mehr Paare eher an egalitären Rolleneinstellungen orientieren, entscheiden sich die meisten Eltern für eine komplementäre Verteilung der Aufgaben. Das transPARENT-Network nimmt diese zunehmende Diskrepanz zwischen egalitären Rolleneinstellungen und tatsächlichem Verhalten beim Übergang zur ersten Elternschaft in den Blick und analysiert in iesem Zusammenhang die Pläne und Vorstellungen von werdenden Eltern hinsichtlich ihrer Zukunft als Familie in acht europäischen Ländern (Deutschland, Italien, Niederlande, Polen, Schweden, Schweiz, Spanien, Tschechische Republik).

Dabei geht es insbesondere auch um die Frage, wie unterschiedliche Politiken, Wohlfahrtsstaaten und Kulturen die Vorstellungen von Paaren im Übergang zur Elternschaft beeinflussen, wie Institutionen, aber auch Vorstellungen zu Mutter- und Vaterschaft Entscheidungsspielräume von werdenden Eltern ermöglichen oder einschränken und damit die Umsetzung von Idealen erschweren können.

Das internationale Forschungsnetzwerk transPARENT unter Leitung von Prof. Dr. Daniela Grunow (Goethe-Universität Frankfurt am Main) und Dr. Marie Evertsson (Stockholm University) besteht bereits seit 2009. Das ifb ist seit 2010 beteiligt. Nachdem die Datenerhebung in allen beteiligten Ländern abgeschlossen war, widmete sich das Projekt darauffolgend der Auswertung der Interviews. Dabei standen in der ersten Phase die Antizipationen der werdenden Eltern in Bezug auf die Aufgabenteilung nach der Geburt des ersten Kindes im Fokus der Analyse. Insbesondere ging es um die Frage, welche Pläne die werdenden Eltern bezüglich Kinderbetreuung, Erwerbs- und Hausarbeit haben und welche Rolle in diesem Zusammenhang kulturelle Vorstellungen „guter Elternschaft“ und die institutionellen Bedingungen der jeweiligen Länder spielen.

Datengrundlage und methodisches Vorgehen

Die Datenbasis bilden qualitative Interviews mit werdenden Eltern zu ihrer aktuellen Aufteilung von Erwerbs- und Hausarbeit sowie ihren Antizipationen zur zukünftigen Aufteilung von Erwerbsarbeit, Hausarbeit sowie Kinderbetreuung; diese Interviews wurden anhand weitgehend identischer Leitfäden geführt. Die Grundlage für diese Leitfäden wurde am ifb im von der DFG geförderten Projekt „Innerfamiliale Arbeitsteilung als Prozess“ erarbeitet. Im Rahmen dieses Projektes wurden 2006 auch die Interviews mit vierzehn deutschen Paaren geführt.

Ausgewählte Ergebnisse

Die Interviews mit den befragten Paaren in Deutschland haben gezeigt, dass die meisten Paare nach der Geburt ihres ersten Kindes eine eher komplementäre Verteilung der Verantwortlichkeiten planen, wobei die Mütter die hauptsächliche Verantwortung für die Kinderbetreuung, die Väter die für das Familieneinkommen übernehmen würden. Demnach gingen die meisten Paare davon aus, dass die Mütter einen gewissen Zeitraum nicht erwerbstätig sein würden und, wenn sie in ihren Beruf zurückkehren, den Stundenumfang reduzieren, während die Väter in ihrer Vollzeit-Erwerbstätigkeit verbleiben würden.

Drei der befragten Paare hatten explizit andere Vorstellungen zur Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit nach der Geburt. Zwei planten, dass beide in gleichem Umfang Erwerbstätigkeit und Kinderbetreuung übernehmen würden, ein Paar hätte sich diese Aufteilung gewünscht, aufgrund der Rahmenbedingungen aber vorgesehen, dass der Mann zu Hause bleiben und den größeren Anteil der Kinderbetreuung übernehmen würde.

Die Paare begründeten ihre Pläne häufig mit ihrer Vorstellung dessen, was das Beste für ihr Kind sei. Zentral war für die Paare, die eine komplementäre Aufgabenteilung planten, etwa das Stillen, das zugleich als die beste Ernährung für das Kind und als verbindendes Element zwischen Mutter und Kind beschrieben wurde. Aus der Bedeutung des Stillens ergab sich für viele Befragte die Schlussfolgerung, dass die Frauen zunächst ihre Berufstätigkeit unterbrechen, da sie Stillen und Berufstätigkeit als unvereinbar wahrnahmen. Die Zuständigkeit für das Familieneinkommen sahen diese Paare bei den werdenden Vätern. Zugleich wurde aber auch die Wichtigkeit einer aktiven Vaterschaft betont. Die Paare planten, dass sich die Väter etwa an den Abenden und Wochenenden um das Kind kümmern würden, teils wurden auch spezielle Tätigkeiten genannt, die meist die Väter übernehmen würden.

Paare, die eine Gleichverteilung der Aufgaben planten oder dass der Mann mehr Kinderbe-treuung übernehmen würde, argumentierten stark mit egalitären Rollenvorstellungen und sagten, dass es für die kindliche Entwicklung wichtig sei, von beiden Eltern umsorgt zu werden. Auch diese Paare planten eine Zeit des Stillens, jedoch gingen sie entweder nicht davon aus, dass Stillen und Berufstätigkeit unvereinbar sind, oder sie argumentierten, dass eine kürzere Stillphase dem werdenden Vater und dem Kind ermöglichen würde, früher eine engere Bindung zueinander aufzubauen. Insbesondere die Frauen dieser Paare äußerten in ihren Interviews, dass sie aus ihrem sozialen Umfeld für ihre Pläne auch kritisiert wurden, teilweise bezogen sie sich dabei auf das Bild der Rabenmutter.

Die Befragten berichteten darüber hinaus, dass gesetzliche und institutionelle Rahmenbedingungen es ihnen zum Teil schwer machten, so zu planen, wie es ihren Vorstellungen entspräche. Hier wurden beispielsweise die frühe Festlegung der Dauer der Elternzeit und die Verfügbarkeit von externer Kinderbetreuung genannt.

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Teaser Transition
Projektinfo

Das Projekt wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration gefördert.

Laufzeit: 01/2016 bis 12/2017

Projektteam: Dipl.-Soz. Anna Dechant (Projektleitung), Dipl.-Soz. Annika Rinklake

transPARENT project website

Veröffentlichung

Dechant, Anna/Rinklake, Annika (2016): Anticipating motherhood and fatherhood: German couples’ plans for childcare and paid work. In: Grunow, Daniela/Evertsson, Marie (Hrsg.): Couples’ Transitions to Parenthood – Analysing Gender and Work in Europe. Cheltenham (UK) und Northhampton (MA, USA): Edward Elgar, S. 103-124.