Mikrozensusauswertungen zur Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit im Zeitverlauf

Ergänzungen und Fortschreibung der bisherigen Auswertungen zur Berichterstattung über die Lage der Familie in Bayern und Deutschland, insbesondere im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit im Zeitverlauf

Gegenstand der Untersuchung

In vielen Gesellschaften Westeuropas wurden Bildungsungleichheiten zwischen Männern und Frauen im Paar durch die Bildungsexpansion und die Homophilie in der Partnerwahl deutlich reduziert. Obwohl aufgrund ähnlich hoher Bildungsabschlüsse bei Frauen und Männern vergleichbare Ausgangsbedingungen für die Erwerbsarbeit vorliegen, existieren in den meisten nationalen Kontexten bis heute mehr oder weniger stark ausgeprägte Unterschiede in deren Erwerbsbeteiligung. Ausgehend von dieser Dissonanz war das Ziel der ersten Projektphase, den Zusammenhang zwischen relativer Bildung im Paar, d.h. der Konstellation an Bildungsabschlüssen im Paar (z.B. hoch/hoch oder niedrig/hoch), und dem Erwerbsarrangement der Paare zu analysieren. Zudem sollte getestet werden, inwieweit eine Elternschaft diesen Zusammenhang beeinflusst, d. h., ob Bildungsvorsprünge von Frauen oder Männern den Erwerbsanteil der Frau beeinflussen, je nachdem, ob keine, sehr junge oder ältere Kinder im Haushalt des Paares leben. Relative Bildung wurde hierbei sowohl als Indikator für Arbeitsmarktressourcen als auch für Geschlechterrolleneinstellungen interpretiert.

Mehr als 25 Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es immer noch deutliche Unterschiede zwischen den beiden ehemaligen Teilen Deutschlands sowohl bei den institutionellen Rahmenbedingungen (z.B. Angebot an Kinderkrippenplätzen) als auch bei Einstellungen und Werthaltungen für die Arbeitsteilung im Paar (z.B. Einstellungen von Vätern und Müttern gegenüber einer Fremdbetreuung von Kleinkindern). Daher wurde in einem Ost-West-Vergleich auch der Effekt des regionalen Kontextes auf den Zusammenhang von Bildung und Erwerbsbeteiligung untersucht.

Methodisches Vorgehen

Die Analysen basieren auf den Daten des Mikrozensus 2011 mit insgesamt 55.048 Paarhaushalten. Als abhängige Größe wurde der Erwerbsanteil der Frau in heterosexuellen Partnerschaften geschätzt. Die relative Bildung der Partner(innen) wurde durch die Bildungskonstellation im Paar (z. B. niedrig/mittel, mittel/mittel, hoch/niedrig etc.) abgebildet. Neben gängigen Kontrollvariablen wie Alter, Familienstand, Erwerbsumfang und Elternschaft wurden zudem Analysen getrennt für Ost- und West-Deutschland durchgeführt. Für die Schätzung der weiblichen Erwerbsanteile wurden allgemeine lineare Modelle herangezogen.

Ausgewählte Ergebnisse

Zunächst weisen die Befunde darauf hin (vgl. Abb. 1), dass der Erwerbsanteil von Frauen umso höher ist, je höher ihr Bildungsniveau ist. Die Graphik macht außerdem deutlich, dass Frauen, die einen höheren Bildungsabschluss haben als ihr Mann, im Vergleich zu anderen Frauen die höchsten Erwerbsanteile aufweisen. Westdeutsche Frauen mit hohen Bildungsabschlüssen, deren Partner ein niedriges Bildungsniveau aufweist, zeigen mit 33 Prozent die höchsten Erwerbsanteile. Sind Frauen hoch gebildet und leben mit einem Mann zusammen, der einen mittleren Bildungsabschluss hat, so liegt ihr Erwerbsanteil im Mittel bei 30 Prozent. Die Bedeutsamkeit des Bildungsvorsprungs wird dadurch ersichtlich, dass der Anteil von hoch gebildeten Frauen signifikant niedriger ist, wenn ihr Partner ebenfalls hoch gebildet ist (28 Prozent).

Insgesamt zeigt sich, dass unabhängig von der relativen Bildung im Paar – also auch bei einem deutlichen Bildungsvorsprung der Frau – der Erwerbsanteil von Frauen im Mittel unter 50 Prozent liegt. Im regionalen Vergleich wird ersichtlich, dass die Erwerbsanteile von Frauen in Ostdeutschland für alle Bildungskonstellationen deutlich höher liegen als im Westen Deutschlands.

Geschätzter Anteil der Frau an den gemeinsamen Erwerbsstunden im Paar

Abb Anteil-frau-gem-erwerb

Quelle: Mikrozensus SUF 20011, eigene Berechnungen.

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Bild: Regina Neumann/ifb

Teaser Vereinbarkeit Familie Erwerbstätigkeit
Projektinfo

Eigenprojekt, Förderung durch das Bayerische Staatministerium für Familie, Arbeit und Soziales

Laufzeit: 01/2016 bis 12/2017

Projektteam: Dr. Andrea Buschner (Projektleitung), Ursula Adam, Harald Rost, Florian Schulz
 

Veröffentlichung

Buschner, Andrea/Adam, Ursula/Schulz, Florian (2018): Relative Education, Parenthood, and Couples’ Division of Paid Work. Evidence from German Census Data. Zeitschrift für Familienforschung – Journal of Family Research, 30, 1, S. 96-119.