Weiterbildungsprogramm für Führungskräfte zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Berufstätigkeit

Ziel dieses Forschungsprojekts war es, die neuen Herausforderungen der Vereinbarkeitsproblematik von Familie und Beruf aufzuzeigen und Lösungsansätze, die bereits erfolgreich in der Praxis umgesetzt worden sind, zu vermitteln.

Gegenstand der Untersuchung

Familie und Beruf zu vereinbaren stellt für viele Personen ein erhebliches Problem dar, das auch die Entscheidung für oder gegen Kinder beeinflusst. Junge Menschen wünschen sich, eine Familie zu gründen - jedoch ohne auf ihren Beruf verzichten zu müssen. Im Hinblick auf diese Lebenspläne und den Kinderwunsch sollte eine konfliktfreiere Vereinbarkeit von Familie und Beruf künftig sowohl familienpolitisches Ziel als auch Ziel im Eigeninteresse der Unternehmen sein.

Aufgrund der demographischen Entwicklung wird ein deutlicher Rückgang der deutschen Bevölkerung in den nächsten Jahren prognostiziert. Konstant niedrige Geburtenzahlen seit drei Jahrzehnten führen zudem zu einer Alterung der Gesellschaft. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf die Arbeitskräfte: Das Erwerbspersonenpotenzial wird erheblich schrumpfen und der Mangel an qualifizierten Fach- und Führungskräften wird sich deutlich verschärfen. Niedrige Geburtenziffern stellen also ein Problem für Wirtschaft und Gesellschaft dar und erhöhen den Druck auf Unternehmen, geeignete Strategien zur Rekrutierung, Bindung und Motivation der Arbeitskräfte zu entwickeln.

Die Führungskräfte der Wirtschaft stehen diesem Problem bislang teils ambivalent gegenüber. Manche Unternehmen haben bereits mit innerbetrieblichen Lösungen in Form von Modellmaßnahmen reagiert, andere suchen nach passenden "besten Lösungen", wieder andere sehen (noch) keinen Handlungsbedarf. Es gibt inzwischen mehrere Maßnahmen bzw. Modellvorhaben zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf und zur familienfreundlichen Gestaltung der Arbeitswelt. Zum Teil wurden diese auch schon erprobt und erfolgreich umgesetzt. Diese Modelle sind jedoch im Kreis von Führungskräften aus Wirtschaft und Verwaltung noch zu wenig bekannt. Häufig fehlt auch das nötige Verständnis für die Problematik - insbesondere in Bezug auf die männlichen Mitarbeiter mit Familie.

Methodik und Praxisbezug

Vor diesem Hintergrund stellt sich höchst aktuell und dringlich die Frage, wie Unternehmen motiviert und informiert werden können, familienfreundliche Maßnahmen umzusetzen, und wie ein Transfer von ausgearbeiteten Konzepten zur Realisierung in den Betrieb gelingen kann. Das Projekt trägt dazu in drei Schritten bei:

  1. Die Führungskräfte vor allem in kleineren und mittleren Unternehmen werden mit der Relevanz des Themas vertraut gemacht, von der Notwendigkeit von Problemlösungen überzeugt und dazu motiviert, sich für Vereinbarkeitsmaßnahmen in ihren Betrieben einzusetzen. Ihnen werden umfassende Informationen über Möglichkeiten und Chancen unterschiedlicher Vereinbarkeitsmodelle bereitgestellt, die bestehende Defizite im Erkenntnisstand reduzieren helfen und möglichst in die allgemeine Weiterbildung für Führungskräfte integriert werden sollen. Die Modelle zur Schaffung einer familienfreundlichen Arbeitswelt basieren im Wesentlichen auf flexiblen Arbeitszeiten, Unterstützung bei der Kinderbetreuung wie auch auf einer familienbewussten Unternehmensphilosophie und Personalpolitik. Ein wichtiges Anliegen des Projekts war es daher, die positiven Wirkungen familienfreundlicher Maßnahmen aufzuzeigen und auf deren zunehmende Notwendigkeit hinzuweisen. Ergebnis dieses Projektschritts ist das Informationsmodul "Familienfreundliche Maßnahmen", das als Broschüre und interaktive CD-Rom vorliegt (s.u.).
  2. Die Erfahrungen mit familienfreundlichen Maßnahmen, die andere Unternehmen gemacht haben, können als Vorbild und Ansporn dienen, um im eigenen Betrieb Veränderungen einzuleiten. In einem zweiten Informationsmodul werden daher Unternehmen vorgestellt, die bereits Instrumente bzw. Modellvorhaben zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf eingeführt und somit einen Beitrag zur familienfreundlichen Gestaltung der Arbeitswelt geschaffen haben. Dabei wird insbesondere dokumentiert, welche Erfahrungen sie mit der praktischen Umsetzung der vereinbarkeitsfördernden Maßnahmen gemacht haben.
  3. Über das Bereitstellen von Informationen und Best-Practice-Modellen hinaus leistet das ifb auch konkrete Hilfestellung bei der Vorbereitung und Einführung von familienfreundlichen Maßnahmen. Im Rahmen des Projekts wurden mit verschiedenen Unternehmen bzw. Organisationen aus der Region Bamberg Instrumente entwickelt, die eine Bestandsaufnahme von bestehenden Angeboten, aber auch des Bedarfs von Seiten der Mitarbeiter/innen erlauben. Auf der Grundlage dieser Beschreibung des Ist-Zustandes konnten weitere Schritt erfogen, indem das ifb beratend auftrat. Es kooperierte mit der Firma BI-LOG (Bamberg/Hof), der Messe Nürnberg sowie der Universität Bamberg. Die Zusammenarbeit mit der Universität erweiterte das Thema um die Dimesion "Studieren mit Kind".nach oben
Projektinfo

Eigenprojekt, gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen.

Laufzeit: 8/2000 bis 12/2003

Projektleitung. Prof. em. Dr. Dr. h.c. Laszlo A. Vaskovics, Dipl.-Soz. Harald Rost

Veröffentlichungen

Die Ergebnisse des Projekts stehen in verschiedener Form zur Verfügung:

Rost, Harald (2004): Work-Life-Balance. Neue Aufgaben für eine zukunftsorientierte Personalpolitik. Opladen.

Universität Bamberg - eine familienfreundliche Hochschule? Zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bzw. Studium an der Universität Bamberg. Bamberg: Staatsinstitut für Familienforschung, ifb-Materialien 7-2003.

Work-Life-Balance – neue Aufgaben für eine erfolgreiche Personalpolitik. Informationsmodul (vergriffen). Bamberg: Staatsinstitut für Familienforschung, ifb-Materialien 2-2004.